Das, was bleibt (CD 5, LIEDER 43-52)


Erkenntnis eines Barden


Der Barde singt in seinen Liedern von Liebesschmerz und Heldentod,
erzählt von rauschenden Gelagen, von Menschen, die in ärgster Not.
Er spannt den Bogen der Geschichten um das ganze Erdenrund.
Erlebnis mischt er leicht mit Dichtung, färbt seine Lieder dadurch bunt.
Er vermag, zu unterhalten, sein Gesang wird gern gehört.
Zupft melancholisch er die Saiten, wird manches Frauenherz betört.


Auch Liedpoet wird er genannt, denn seine Worte sind Gedichte.
Ereignisse von großer Kraft besingt er gern aus der Geschichte.
Lyrik, Epik und Dramatik bilden seine Poesie.
Nur wer zuhört, wird auch hoffen, seine Kunst versiegt ihm nie.
In grauer Vorzeit bei den Kelten zog der Barde durch das Land.
Er schlug die Leier zu Berichten, die er an fernen Orten fand.


Die Menschen waren stets begierig, Neuigkeiten zu erfahren.
Sie hörten durch des Sängers Worte von Sagen, die geschehen waren.
Balladen, schwer und doppeldeutig, haben ihren tiefen Sinn,
sie regen an, selbst nachzudenken, zu Toleranz führen sie hin.
Sie schildern kraftvoll die Natur, den Kampf des Menschen gegen sie,
von der er doch ein Teil nur ist; sich selbst besiegt er deshalb nie.


Der Sänger lehrt uns spielerisch, Verständnis, Fühlen zuzulassen,
zum Überlegen regt er an, den Sinn des Lebens zu erfassen.
Bildgewaltig schildert er die Sagen- und die Götterwelt,
gespenstisch singt er auch von Geistern, die er für arme Seelen hält.
Den meisten Raum in seinen Liedern nimmt jedoch die Liebe ein.
Nach Erkenntnis eines Barden, kann nur sie das Größte sein.


Sehnsucht


Allein kann niemand glücklich sein.
Man möchte gern sich unterhalten,
den andern in den Armen halten,
Küsse tauschen,
sanften Worten lauschen,
fühlen, du bist hier,
auch in Gedanken nah´ bei mir.
Getrennt, sind wir dennoch nicht allein.


Allein schlägt voll Sehnsucht mir das Herz.
Die Zeit vergeht mir ohne Lachen.
Was soll ich ohne dich nur machen?
Wünsche spüren,
die zu dir mich führen,
freuen nur auf dich,
denn ich weiß, du fühlst für mich.
Sehnsucht ist ein wahrlich süßer Schmerz.


Die Krone der Schöpfung


Der Mensch ist stolz, denn er ist sich bewußt,
vernunftbegabt, voll Neugier und voll Lust.
Der Schöpfung Krone wähnt er, längst zu sein,
instinktgesteuert ist das Tier allein.
Ich frage mich, wo war denn sein Verstand,
wenn nur mit Krieg er oft die Lösung fand.
Stets heiligten die Mittel jeden Zweck,
nahm lustvoll er dem andern etwas weg.


Das Tier lebt so, als gäbe es kein Morgen,
der Mensch denkt nach und macht sich dauernd Sorgen.
Abstrakt und rational, so kann er denken,
glaubt doch, daß Götter nur sein Schicksal lenken.
Ich frage mich, wer hat denn Schuld daran,
wenn jemand einen Brudermord getan.
Verbrechen wächst aus niederem Motiv;
war einfach nur des Täters Weltbild schief?


Der Mensch macht sich die Erde untertan,
führt Krieg mit der Natur in seinem Wahn.
Dabei hat er bis heute nicht erkannt,
an sich legt er zerstörend seine Hand.
Ich frage mich, was sollen die Allüren,
wohin kann ständig wachsen denn nur führen?
Ganz sicher wird die Erde bald zu klein
und irgendwann dann ohne Menschen sein.


Armer Reicher


Humor ist, wenn man trotzdem lacht,
sinnierte einst ein weiser Mann.
Sicherlich hat er bedacht,
wer den Spruch verwenden kann.
Sorglos scheint des Reichen Leben,
aber nicht des Armen Los.
Der Spruch soll Trost und Hoffnung eben;
arm und reich, wem gilt er bloß?


Der Reiche strebt nach mehr Gewinn,
nutzt dafür viel von seiner Zeit.
Dankbar ist des Armen Sinn
für Stunden voller Heiterkeit.
Er freut sich noch an kleinen Dingen,
erkennt die Schönheit dieser Welt.
Lustgewinn dem Reichen bringen
Aktienkurs und noch mehr Geld.


Seinen Status muß er wahren,
verkehren nur mit seinesgleichen.
Er zählt die Zeit oft nur in Jahren,
obwohl auch ihm die Stunden weichen.
Doch wer gehört zur armen Schicht
und fristet sorgenvoll den Tag,
für den gibt´s Schatten, wenig Licht,
an dem er sich erfreuen mag.


Ewig ist ihm jede Stunde,
in der man scherzt, in der man lacht.
Ironisch dankt in froher Runde,
der, den das Los nicht reich gemacht.
Wahrlich reich ist wohl nur der,
der frei ist von des Reichtums Zwang.
Statt Geld hilft der Humor ihm sehr
sein ganzes, reiches Leben lang.


Balladen


Balladen sind geheimnisvoll, welcher Geist kann sie noch dichten?
Lyrisch und voll Poesie, erzählen sie uns heut´ Geschichten.
Sie führen uns in das Geschehen, von dem in Versen sie berichten,
lassen vieles den verstehen, für den sie episch Schleier lichten.
Dramatisch ist stets ihre Handlung, auch hintergründig oft ihr Sinn.
Geballte Kraft erfährt meist Wandlung, vom Nichtversteh´n zur Wahrheit hin.

Ihr Inhalt scheint ´mal rätselhaft, ´mal doppeldeutig und ´mal klar.
Er vermittelt Geisteskraft, die in des Dichters Feder war.
Edel ist des Helden Denken und mystisch seine Tat verklärt
Weil des Schicksals Kräfte lenken, wird die Dichtung hoch geehrt.
Vergessenes wird neu geboren, formt sich mit Liebe, Lust und Schmerz.
Gereimter Vers dringt in die Ohren, bahnt sich den Weg in unser Herz.


Heydekrug


Ein Dorf mit Namen Heidekrug lag fern in Preußens Osten.
Ganz nah am Memelfluß, war es der letzte Posten.
Die Mutter lag schwerkrank im Bett in einer Bauernkate.
Zehn Kindern schenkte sie das Leben, nun auf Genesung harrte.
Die Söhne waren auf dem Feld, die Töchter halfen mit.
Nur Rudi war zu Hause, sah, wie die Mutter litt.
"Mein jüngster Sohn, ich brauche dich, Arznei für mich zu holen.
Zum Apotheker schick´ ich dich." So hat sie ihm befohlen.
Ein wenig Kleingeld kramte sie aus ihrer Haushaltstasche.
"Lauf´, Junge, bring´ mir Medizin in Apothekers Flasche!


Höllenqualen sind die Schmerzen, ich leide fürchterlich.
Das letzte Geld, das gab ich dir, und nun beeile dich!"
Der Rudi lief den weiten Weg zum fernen Nachbarort.
Mit einem Fläschchen Medizin lief gleich er wieder fort.
Das Wirtshaus stand am Ortsausgang, er mußte dran vorbei.
Die guten Freunde vor dem Haus war´n ihm nicht einerlei.
Noch gestern hatten sie gezecht viel Schnaps in froher Runde.
Mutter braucht das Mittelchen, damit sie bald gesunde.
Den Kater von der letzten Nacht, den hat er ´rausgelaufen.
Vom Geld war noch ein kleiner Rest, den könnte er versaufen.


Als er die Zechkumpanen traf, ließ Rudi sich leicht locken.
"Mutter liegt im Bett, mein Mund, der ist recht trocken."
Er kehrte ein mit seinen Freunden, erholte sich beim Rasten.
Stunden später sagte er: "Nach Hause muß ich hasten.
Mutter braucht das Mittel schnell gegen ihre Schmerzen.
Nun lauf´ ich los, es ist noch hell. Schluß mit Schnaps und Scherzen."
Er trank in seinem Freundeskreis den letzten Schluck schnell aus.
Dann galt´s zu Laufen wie der Wind, der Weg war weit nach Haus.
Rudi rannte wie der Blitz, das Fläschchen in der Hand.
Ein Wunder war´s, nach so viel Korn, daß er den Weg noch fand.


Der Mutter war die Zeit recht lang, sie schaute nach ihm aus.
Mit Schmerzen stand sie in der Tür. Er nähert sich dem Haus.
Von weitem ruft er: "Hier dein Mittel! Die Schmerzen werden weichen!"
Die Kranke sieht den jüngsten Sohn die Kate fast erreichen.
"Ich quäle mich in meinem Leid, kannst du dich nicht beeilen?
Ich schickte dich bestimmt nicht fort, im Wirtshaus zu verweilen!"
Der Tadel spornte Rudi an, der Schnaps beherrscht die Schritte.
Er lief, so schnell er konnte, das war doch Mutters Bitte.
Die rechte Hand hoch ausgestreckt, darin die Medizin.
Dicht vor der Türe stolpert´ er und fiel ganz einfach hin.


Vom Korn benebelt hatte Rudi kaum Kraft in seiner Hand.
Zerschellend flog die Flasche an die Häuserwand.
Noch blasser werdend schlug die Frau die Hände vor den Mund.
Ihr Sohn erhob sich schulterzuckend und tat treuherzig kund:
"Nun siehst du, Mutter, was passiert, drängst du mich zur Eile.
Den Weg war ich recht schnell, im Wirtshaus nur ´ne Weile.
Dort schöpfte ich nur neue Kraft, trank nicht aus Übermut.
Hätt´ deinen Ratschlag ich bedacht, dann wär´ noch alles gut.
- Geschwind gespurt, tut niemals gut! - so hast du uns gelehrt.
Danach zu handeln, hast du mir durchs Drängen nicht gewährt."


Kunstgeschmack


Ein Schlagersänger sang einmal vom wunderbaren Grau.
Er zog es jeder Farbe vor von dunkelrot bis blau.
Grauer Alltag, graues Alter, der Himmel grau verhangen.
Ich sehe grauenvolle Dinge, die nach Farben satt verlangen.
Der Sänger war nicht mehr ganz jung, der auf der Bühne war.
Gewählt hat er die Lieblingsfarbe vielleicht nach seinem Haar.
Den Text bezog er doch auf sich, der arme, alte Tropf,
denn grau fand er bestimmt nur schön, weil graugeschmückt sein Kopf.


Bilder seh´ ich gern mir an in jeder Galerie.
Vor vielen bleib´ ich hilflos steh´n, ich erkenn´ oft nie,
was der Künstler sagen wollte, was hat er dargestellt?
Zwei Striche dort, vier Kleckse hier, wem so ´was wohl gefällt?
Die Werke von den "Jungen Wilden", nichts hat mehr Gestalt.
Moderne Kunst, sehr ausdrucksstark, Chaos, Urgewalt.
Ich meine, wenn wer malen kann, dann so, wie die Natur.
Beherrscht man diese Kunst nicht gut, dann fuscht man einfach nur.


Verse musste ich noch lernen, Balladen großer Dichter.
Heute liest man sehr viel Mist, "Werke" kleiner Lichter.
Der Rhythmus fehlt, es fehlt der Reim, ist das noch Poesie?
Wenn jemand etwas dichten will, aber nicht weiß, wie,
der schreibt nur einfach auf´s Papier, gerade, was er denkt.
Die Dichtkunst hat ihm sicherlich die Feder nicht gelenkt.
Heute braucht der Künstler nicht das Können ferner Tage,
es zählt der Masse Urteil nur. Das ist´s, was ich beklage.


Heia, hussa, tralala


Es singt so mancher Schlagerstar
zur Unterhaltung schlichte Lieder.
Egal, wie grauenhaft es war,
man hört und sieht ihn immer wieder.
Ist vertraglich man gebunden
oder gar verwandt mit denen?
Hat man bess´re nicht gefunden?
Ständig Flaches ist zum Gähnen.
Ist ein Lied ´mal anspruchsvoll,
steht es gar nicht erst zur Wahl.
Möglichst eingängig scheint toll,
will unser Volk es trivial?

Heia, hussa, tralala,
klingt dieser Text nicht wunderbar.
Wird das Lied auch nie ein Hit,
klatscht trotzdem bitte alle mit.


Heia, hussa, tralala,
einprägsam für jedermann,
als Refrain ganz wunderbar,
weil man das schnell lernen kann.
Im Liedtext dann viel Sonnenschein,
blauer Himmel, treue Augen,
möglichst schön muß es schon sein,
für die Masse soll es taugen.
Doch so dämlich ist die nicht,
bitte etwas mehr Niveau,
den Schlagertext ´mal als Gedicht,
das macht nicht nur Poeten froh.

Heja, hussa, tralala,
klingt dieser Text nicht wunderbar.
Wird das Lied auch nie ein Hit,
klatscht trotzdem bitte alle mit.


Land der Dichter und der Denker
wurde Deutschland ´mal genannt.
Es scheint, so manchem Medienlenker
sind Goethe, Schiller unbekannt.
Vielleicht läßt auch das Publikum
seichte Kost sich gerne schenken,
es lebt sich leichter, tut man dumm,
man braucht dann auch nicht mitzudenken.
Englisch klingt ein Song am besten,
die deutsche Sprache ist zu schwer.
Wir gehören halt zum Westen
und mögen Eigenes nicht mehr.

Heia, hussa, tralala,
klingt dieser Text nicht wunderbar.
Wird das Lied auch nie ein Hit,
klatscht trotzdem bitte alle mit.


Lebensabschnitte


Unendlich lang erscheint die Zeit,
mancher Tag will kaum vergehen.
Ein Jahr ist eine Ewigkeit,
wie die Kinder sie verstehen.
Ist die Schulzeit auch vorbei,
gelernt hat man fürs ganze Leben,
weiter geht die Lernerei,
die Arbeitswelt verlangt das eben.


Lehre, Wehrdienst, Studium,
verlassen wird das Elternhaus.
Die Jahre gehen schneller ´rum.
Oft reicht ein langer Tag nicht aus.
Verdient wird bald genügend Geld.
Hochzeit, Kinder, eig´nes Haus.
Erheblich kleiner scheint die Welt,
viel größer sah sie früher aus.


Die Zeit verging fast wie im Flug,
das Alter meldet sich mit Macht.
Gearbeitet hat man genug,
an die Rente wird gedacht.
Alles, was ´mal Freude machte,
kostet Kraft und Zeit.
Wer nur an die Zukunft dachte,
formt sie aus der Vergangenheit.


Nun liegt ein kurzer Rest vor dir,
den willst geruhsam du erleben.
Hast du Glück, dann sagst du, wir.
Wieviel Zeit ist dir gegeben?
Das weiß man sicher erst am Schluß,
der fern noch liegen mag.
Auch wenn der einmal kommen muß,
lebt man doch gern an jedem Tag.


Abschied


Was bleibt zurück am Tag, an dem man geht,
Traurigkeit, die in den Augen steht.
Die Zeit frißt die Erinnerung,
läßt Vergangenes verblassen.
Neues wartet aufs Erleben,
den alten Trott muß man verlassen.


Ein Freund versteht, wenn man nicht bleiben kann.
Es endet ´mal, was irgendwann begann.
Vom gemeinsamen Erleben
bleibt der wahre Wert erhalten.
War man ehrlich miteinander,
wird das Fühlen nicht erkalten.


Voll Wehmut blickt man manchesmal zurück,
wünscht auf neuen Wegen sich viel Glück,
das man eigentlich stets hatte,
als selbstverständlich hingenommen.
Ist man voller Zuversicht,
darf getrost das Morgen kommen.