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Die Junggesellenelegie
Voll Hektik ist der Tag, mit Kampf und Streß durchsetzt,
die Nerven sind am Abend geplagt und abgehetzt,
der Geist ist ausgelaugt, die Muskeln sind zerschunden,
und selbst in tiefster Nacht hast du für die paar Stunden,
die du zum Schlafen brauchst, die Ruhe nicht gefunden.
Kaum ist Bewußtseinsunrast für Momente nur erlahmt,
wird in Schreckensträumen dein Innerstes durchkramt.
Profane Alltagssorgen, von Phantasie verzerrt,
zeigen sich als Spuk, der sich rasend schnell vermehrt,
und gipfeln in dem Sexbold, der die Freundin dir entehrt.
Doch schon nahst du als Retter, den Unhold zu verjagen,
da zerreißt mit schrillem Klingeln,
wie kann das Ding es wagen,
der Wecker deinen Traum. Erst wird dir kalt und heiß,
kaum Kraft in deinen Knochen,
im Hohlkreuz kalter Schweiß,
dann siehst du beim Rasieren,
dein Gesicht ist fahl und weiß.
Nun machst du dir das Frühstück,
kippst Tee in eine Pfanne,
ein Ei mit zwei Stück Zucker kommt in die Kaffeekanne,
die Filterzigarette steckst du verkehrt ´rum an,
dann steigst du ins Jackett, die Hose mit Elan
ziehst du dir oben drüber und staunst, daß man das kann.
Die Zeit rast unerbittlich, du greifst nach deinem Hut
und stürzt die Treppe ´runter mit wahrem Todesmut.
In vertrauter Üblichkeit, daß man´s nicht anders mag,
gießt es junge Hunde, den Bus erwischst du grad,
was dir sonst nie passiert, oh, wie herrlich ist der Tag.
Du eilst in dein Büro mit schwerem Schmacht im Magen,
dein Schlips sitzt auf halbacht,
verschmutzt ist schon der Kragen.
So fängst du an zu wühlen, bis auf die Haut durchnäßt.
In deinem trüben Denken, das kulant man dir beläßt,
wird das ferne Wochenend´ zum nationalen Fest.
Schleppend geh´n die Stunden nach und nach vorbei,
doch dann ist Feierabend, von nun ab bist du frei.
Doch diese deine Rechnung ist ohne Wirt gemacht,
so sehr du dich bemühst, du schaffst nicht vor der Nacht,
den Alltag zu beenden, der dich so fertig macht.
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